Gelenkschlagflügel
Beschreibung der Schlagflügelkonstruktionen
die zusammen mit den EV-Modellen entwickelt wurden
Inhalt:
- 1. Anforderungen an den Schlagflügel
- 2. Aeroelastisch gesteuerter Gelenkschlagflügel
- 3. Schlagflügel mit einstellbarem Torsionsmoment
- 4. Schlagflügel mit Verwindungsanstieg
- 5. Aeroelastisch gesteuerter
Gelenkschlagflügel
mit einstellbarem Torsionsmoment
und Verwindungsanstieg nahe der Flügelspitze - 6. Schlagflügelbespannung
- 7. Handgelenk für eine
starke passive
Abwinklung des Handflügels mit
Unterstützung der Auftriebsverlagerung - 8. Weiterführende Links
1. Anforderungen an den Schlagflügel
Bei großen Schlagflügeln ist es zu arbeitsaufwändig, sie nach dem
Verfahren von Versuch und Irrtum zu konstruieren. Deutlich besser ist es, die
vielen Fehlermöglichkeiten durch Berechnungen zumindest etwas einzuschränken
(z.B. mit dem Rechenprogramm Orni 1
). Grundlage
für die Konstruktion eines Schlagflügels sind dann, neben seinen geometrischen
Daten, die gewünschten Auftriebsverteilungen während einer Schlagperiode.
Daraus resultieren die auftretenden Kräfte und die erforderliche Torsion
des Flügels bzw. der Verlauf der Einstellwinkel längs der Halbspannweite.
Hier sind beispielsweise die betreffenden, weitgehend optimierten Funktionsverläufe
für einen flachen Steigflug von einem rechteckigen Schlagflügel mit
dem Allround-Profil CLARK-Y abgebildet (Grundlagen siehe Handbuch).
Der Einstellwinkel an der Flügelwurzel bleibt in diesem Falle während
der ganzen Schlagperiode konstant. Die Verteilungen des Abwindwinkels längs
der Spannweite sind in allen drei Fällen geradlinig (siehe Diagramm der Abwindverteilungen
am Flügel).
Das Gewicht des Schlagflügels soll natürlich klein sein. Das gleiche gilt für die Trägheitsmomente um die Schlag- und um die Drehachse des Schlagflügels. Sie spielen bei der Beschleunigung in den Schlagflügelendlagen eine große Rolle.
Es gibt neuerer Erkenntnisse über ein Fliegen mit relativ konstantem Auftrieb bzw. mit einer Flügeldrehung beim Aufschlag. Wenn man sich mit der Konstruktion eines Schlagflügels befasst, sollte man auch die Vor- und Nachteile dieser Flugweise kennen lernen. Insbesondere der Langstreckenflug lässt sich durch die Flügeldrehung verbessern, siehe Schlagflügel mit und ohne Flügeldrehung (PDF 0.9 MB).
2. Aeroelastisch gesteuerter Gelenkschlagflügel
Grundlegendes Holmgerüst eines Schlagflügels
für Profile mit bekannten Profilpolaren
mit Gelenk für eine zusätzliche Schlagbewegung des Handflügelholms.
Letzterer wird durch eine Feder nach unten gezogen (Federvorrichtung hier
nicht abgebildet, siehe dazu Gelenkschlagflügel
PDF 1.3 MB).
- Während des Gleitflugs, mit seiner mittleren Auftriebsstärke, nimmt der Handflügel die gestreckte, mittlere Stellung ein.
- Beim Abschlag werden die Auftriebskräfte im Handflügelbereich deutlich größer und der Handflügel schlägt entgegen der Federkraft nach oben.
- Lassen beim Aufschlag die Auftriebskräfte nach, so zieht die Federkraft den Handflügel nach unten.
Die kleine, von aerodynamischen Kräften abhängige und damit aeroelastische Schlagbewegung des Handflügels, wird durch Hebel (braun für Armflügel, grün für Handflügel) zur Steuerung der Verwindung längs des ganzen Flügels genutzt. Dadurch ist ein Gelenkschlagflügel mit aeroelastisch gesteuerter Verwindung entstanden.
Mit Ausnahme der Flügelwurzelrippe werden alle Rippen frei drehbar auf
die Holme gesteckt. Als Schlagflügelbespannung ist hier die hochelastische
Polyurethan-Folie Platilon U 04
vorgesehen (siehe weiterführender
Link 1).
Die Funktionsweise dieses Gelenkschlagflügels, mit seiner Flügelverwindung
durch Flügelabwinkelung entgegen der Schlagrichtung, entspricht ein bisschen
der eines Vogelflügels. Bei Vögeln ist allerdings die Dreh- bzw.
Verwindungsbewegung des Handflügels mit dessen Schwenkbewegung nach hinten
mechanisch gekoppelt (siehe Buch
Anatomie und Flugbiologie der Vögel
von K. Herzog und den Aufsatz Auftrieb
beim Flügelaufschlag, Version 10.1, PDF 1.0 MB).
Technische Zeichnung für ein Schlagflügel-Handgelenk mit schwacher
Abwinklung des Handflügels,
für den Reiseflug
Handgelenk mit Armflügel-Torsionshebel
und mit Seilzug zur Arretierung der Flügelverwindung im Gleitflug.
Das Prinzip dieses aeroelastisch gesteuerten Gelenkschlagflügels habe ich im Zusammenhang mit dem Modell EV6 (1983) entwickelt. Es wurde immer weiter verbessert und auch bei den darauffolgenden Modellen angewendet.
3. Schlagflügel mit einstellbarem Torsionsmoment
Durch Aufteilung der Schlag- und Verwindungsaufgaben eines Schlagflügels auf einen Haupt- und einen Hilfsholm lässt sich sein Verwindungsmoment einstellbar gestalten.
Nebenstehend ist die Zusammensetzung des Holmgerüstes eines aeroelastisch
verwindbaren Schlagflügels mit einstellbarem Torsionsmoment ersichtlich.
Die Einstellung erfolgt mit dem Torsionshebel
an der Flügelwurzel.
Die übrigen, hier nicht abgebildeten Rippen werden frei drehbar auf die Holme gesteckt. Die Bespannung erfolgt mit elastischer Folie oder nach dem Scherverwindungsprinzip. Auch Schalen- und Schaumstoffflügel kann man auf diese Weise einstellbar gestalten.
Wendet man dieses System bei einem herkömmlichen, nicht-schlagenden Tragflügel, einem Propellerblatt oder einem Windradflügel an, so ist deren Verwindung mit dem Hilfsholm steuerbar.
Die verschiedenen Flügelsysteme
lassen sich auf vielfältige Weise miteinander kombinieren. In nebenstehendem
Bild wird beispielsweise bei einem aeroelastisch gesteuerten Gelenkschlagflügel
der Armflügel-Hilfsholm mit seiner Torsionselastizität als Federvorrichtung
für die kleine Schlagbewegung des Handflügelholms eingesetzt.
Der Armflügel-Torsionshebel (AT) und der Armflügel-Hilfsholm (AHi) sind dazu fest miteinander verbunden. Das Hilfsholm-Torsionsmoment wird so in ein Drehmoment des Torsionshebels (AT) umgewandelt. Der ist vorne gelagert und drückt in der angegebenen Drehrichtung den Handflügelholm nach unten. Der Druck wird mit dem Innenhebel (InH) an der Flügelwurzel eingestellt.
Der profilierte Armteil dieses Gelenkschlagflügels lässt sich auch mit einem Membran-Handflügel kombinieren. Dies ist womöglich ein Schlagflügelkonzept für mittlere Steig- und noch brauchbare Gleitflüge.
4. Schlagflügel mit Verwindungsanstieg
nahe
der Flügelspitze
Hier ist ein Funktionsmuster von einem
die Schlagweite vergrößernden Flügelholm
. Nachfolgend
wird er kurz als Schiebeholm
bezeichnet. Das Prinzip ist bei Haupt-
und bei Hilfsholmen von Schlagflügeln anwendbar.
Wird der Schiebeholm als hinterer Hilfsholm verwenden, so kann er für einen Anstieg der Flügelverwindung im Bereich der Flügelspitze genutzt werden.
Bild oben:
Schiebegestänge zerlegt
Bild unten:
Schiebegestänge montiert
Das linke Gelenkstück dient hier als Basis. Bei einer Schlagbewegung der mittleren Schubstange - hier nach unten - führt das äußere, rechte Holmstück eine vergrößerte Schlagbewegung nach unten aus.
GFK-Gelenke des Schiebeholms
mit unterschiedlichen Achsabständen zur Übersetzung (1:1,5)
der Schlagbewegung.
Nebenstehend das Holmgerüst eines Profilschlagflügels für aktive Flügelverwindung im Armflügelbereich durch Hauptholmdrehung.
Es ist ein die Schlagweite vergrößernder Hilfsholm eingesetzt. Dadurch steigt die Verwindung im Handflügelbereich an. Das Holm-Schiebegestänge ist koaxial aufgebaut.
Die Rippe am Handgelenk ist fest mit dem Hauptholm und das Hilfsholmlager fest mit der Flügelwurzelrippe verbunden. Alle übrigen Rippen werden frei drehbar auf die Holme gesteckt. Die Bespannung erfolgt mit elastischer Folie. Für eine passive oder aeroelastische Verwindung wäre die Handgelenkrippe am Hauptholm drehbar zu lagern.
5. Aeroelastisch gesteuerter Gelenkschlagflügel
mit einstellbarem Torsionsmoment
und
Verwindungsanstieg an der Flügelspitze
Flügelgerippe des Modells EV8, ausgeführt als aeroelastisch gesteuerter Gelenkschlagflügel, kombiniert mit einem die Schlagweite vergrößernden Hilfsholm im Flügelspitzenbereich. Um auch einen guten Gleitflug zu erzielen wurde der Flügel ohne Auftriebsreserven, also ohne vergrößerte Flügeltiefe konzipiert.
- Die Verwindungselastizität dieses Schlagflügels lässt sich durch die Armflügel-Hilfsholmtorsion an der Flügelwurzel einstellen.
- Die Abschlagverwindung wird durch Stoßdämpfer gebremst.
- Die Gleitflugverwindung lässt sich mit einem ferngesteuerten Servo fixieren.
Die Abschlagverwindung stimmt hier fast bis zur Flügelspitze mit den theoretischen Vorgaben überein (siehe auch Bild vom Flügelrohbau in Aufschlag-Verwindungsstellung des EV8). Störend ist aber immer noch das hohe Massenträgheitsmoment dieses Schlagflügels um seine Schlag- und seine Verwindungsachse.





Maximale, geplante Flügelverwindung (Bild anklicken)
Der Gelenkschlagflügel hat in der Flugpraxis einen großen Vorzug. Die Abwinkelung des Handflügels gegenüber dem Armflügel ist abhängig vom Handflügelauftrieb. Gleichzeitig bestimmt sie den Einstellwinkelverlauf längs der Spannweite. Ist also auf Flugbildern die Größe diese Abwinkelung erkennbar, so ist die Stärke der Handflügel-Auftriebskräfte gegenüber dem Gleitflug abschätzbar. Außerdem kann leicht auf den Einstellwinkelverlauf zum Zeitpunkt der Bildaufnahme geschlossen werden (siehe Bilder vom EV6 und EV7). Mit diesen beiden Informationen sind gezielte Einstellungen des Schlagflügel-Torsionsmomentes, der Antriebsleistung und des Taktzeitverhältnisses möglich. Insbesondere Flugbilder etwa in Schlagmitte sind dabei aufschlussreich.
Hinweis
Hier finden Sie noch mehr Details über die Gelenkschlagflügel (PDF 1.3 MB).
Informationen und Anregungen zur Weiterentwicklung stehen auch im Aufsatz Auftrieb beim Flügelaufschlag, Version 10.1 (PDF 1,0 MB).
6. Schlagflügelbespannung
Wie bei den anderen EV-Modellen wurde auch für vorstehenden Flügel vom EV8 zur Bespannung eine 0,050 mm dicke, elastische Polyurethan-Folie verwendet.
Die Verbindung zwischen Flügelgerippe und Bespannfolie erfolgt mit beidseitig klebendem Haftklebeband (hier noch mit Trennpapier abgedeckt).
Endleistenvariante für Schlagflügel,
bestehend aus einer Angelschnur am Profilende, die mit Klebefilm umklebt wurde.
Am Ende der Balsarippe ist eine Lasche aus GfK mit einer Bohrung eingesetzt
Zur Herstellung der Lasche einen geraden Draht auf eine dünne Glasseide
legen und Glasseide um den Draht umgeschlagen. Nach dem Aushärten den
Draht rausziehen.
Hier ist die Beschreibung der Arbeitsgänge einer
Schlagflügelbespannung mit elastischer Folie (PDF 360 KB)
7. Handgelenk für eine starke passive Abwinklung des Handflügels mit Unterstützung der Auftriebsverlagerung
Die Abwinklung des Handflügels nach unten während des Flügelaufschlags im Streckenflug fördert insbesondere die
- Reduzierung des induzierten Widerstandes,
- Vermeidung großer negativer Anstellwinkel im äußeren Flügelbereich,
- Vergrößerung und Vergleichmäßigung des Auftriebs einer ganzen Schlagperiode,
- Konzentration des Auftriebs in Spannweitenmitte und damit Verstärkung des Schubs und die
- Erleichterung der Bewegungsumkehr des Flügels in den Schlagendlagen.
Aerodynamisch ist die Abwinklung des Handflügels insbesondere dann vorteilhaft, wenn der Auftrieb beim Aufschlag im Armflügelbereich groß ist, z.B. infolge einer Drehung der Flügelwurzel.
7.1 Wirkungsweise der Abwinklung
Die einzelnen Auswirkungen einer starken Abwinklung des Handflügels beim Aufschlag im Streckenflug kann man wie folgt beschreiben.
- Beim Aufschlag kommt die Anströmung auf den Handflügel mehr von oben, insbesondere nahe der Flügelspitze. Kann er durch passive Abwinklung nach unten ausweichen, so wird sein Auftrieb nicht mehr so negativ wie beim gestreckten Flügel (siehe Diagramm Auftriebsverteilungen beim Streckenflug). Dadurch wird der Gesamtauftrieb größer und die Profilauswahl leichter.
- An einem Flügel tritt infolge unterschiedlicher Drücke längs des Flügels immer eine Strömung längs des Flügels auf. Sie bewirkt die Wirbel hinter dem Flügel und damit den induzierten Widerstand (siehe Diagramm induzierten Widerstand auf der Seite Handbuch). Diese Längsströmung ist besonders stark, wenn nur der Armflügel großen positiven Auftrieb erzeugt. Die Abwinklung hemmt mit ihrem Winglet-Effekt die Längsströmung und verringert so den induzierten Widerstand. Die Längsströmung wird auch schon deswegen kleiner, weil der Auftrieb im Handflügelbereich nicht mehr so stark negativ ist (siehe Punkt 1).
- Vom großen Auftrieb in Spannweitenmitte fließt nicht mehr so viel in Richtung Flügelspitze ab. Das hilft bei der Konzentration des Auftriebs in der Mitte der Spannweite und damit bei der Schuberzeugung.
- Wird der Auftrieb am Handgelenk während der Abwinklung vergrößert, z. B. wie in folgendem Bild vom Handgelenk, so unterstützt auch das die Konzentration und Vergrößerung des Auftriebs in Spannweitenmitte.
-
Am abgewinkelten Handflügel kommt es zu einer kleinen Schräganblasung von oben. Dabei wird der Auftrieb längs des Handflügels ein wenig in Blasrichtung, also in Richtung Flügelspitze verlagert. Vögel verstärken diesen Effekt deutlich, durch schwenken des Handflügels nach hinten (Flügelpfeilung).
Liegt am Handgelenk positiver Auftrieb vor, so wird durch die Schräganblasung ein negativer Auftrieb zumindest reduziert, insbesondere nahe der Flügelspitze. Das erleichtert die Profilauswahl. Man kann die Wirkung noch verstärken, indem man den positiven Auftrieb am Handgelenk während der Abwinklung vergrößert, z. B. wie in folgendem Bild vom Handgelenk.
Bei Vögeln ist die Pfeilung des Handflügels mit einer Pfeilung des Unterarms gekoppelt. Die damit verbundene Schräganblasung des Unterarms unterstützt die Konzentration des Auftriebs in Spannweitenmitte.
Bei der Anwendung der Schräganblasung muss noch viel experimentiert werden. Aber die Flügelprofile von Vögeln deuten darauf hin, dass es durch abwinkeln und schwenken des Handflügels kaum noch zu negativen Anstellwinkeln kommt (siehe Flügelformen, gezeichnet von Kral Herzog).
-
Die Nutzungsmöglichkeit der Windradenergie des Armflügels zur Schuberzeugung im äußeren Flügelbereich ist stark eingeschränkt. Der Handflügel verringert durch die Abwinklung seinen Schlagweg und ändert seine Wirkrichtung. Außerdem ist der negative Auftrieb sehr klein.
Es ist zu prüfen, ob die Beschleunigung der Flügelmasse nach oben, und dort eine Endlagenfeder, die gesamte Windradenergie aufnehmen können. Andernfalls ist eine Kompensationsfeder zweckmäßig.
- Mit der Abwinklung kann man im Nahbereich der Schlagendlagen die Abfolge der Flügelverwindungen in den einzelnen Flügelabschnitten mechanisch mit der Schlagbewegung koppeln. Das unterstützt die Auftriebsverlagerung längs des Flügels und damit die Schuberzeugung (siehe Kapitel 7.3). Außerdem kann man damit den Auftrieb beim Flügelaufschlag im Nahbereich der Schlagendlagen erhöhen, also ohne viel Arbeitswiderstand.
- Die Aufteilung des Schlagflügels in zwei Abschnitte, kombiniert mit der Abwinklung, verringert die Probleme mit der Massenträgheit bei der Schlagbewegung im Bereich der Schlagendlagen (siehe Aufsatz Auftrieb beim Flügelaufschlag, Version 10.1, PDF 1,0 MB, Kapitel 7.3).
- Der Übergang von der abgewinkelten zur gestreckten Flügelstellung
beginnt schon, bevor der Armflügel seine obere Schlagendlage erreicht.
Kommt der Armflügel oben an, sollte er dort solange stehen bleiben, bis
der Handflügel die gestreckte Flügelstellung erreicht hat. Der Antrieb
sollte also solange eine Pause machen (siehe vorstehenden Aufsatz
Auftrieb beim Flügelaufschlag
, Kapitel 6.3, Bild 20). - Beim Start und bei der Landung mit gestreckten Flügeln ist eine mögliche Schlagbewegung der Flügelspitzen zu berücksichtigen.
- Auch ohne funktionalen Hintergrund sieht die Abwinklung beim Flug eines Ornithopters gut aus. Es erhöht die Natürlichkeit und Lebendigkeit der Schlagbewegung. Sie wirkt harmonischer.
- Die hier angestellten Berechnungen für Auftrieb, Schub, Flügelverwindung usw. gelten nicht mehr. Man ist wieder auf Vermutungen und auf die Methode von Versuch und Irrtum angewiesen, wahrscheinlich ohne Messungen und Vergleich der Zwischenergebnisse.
- Mit der hier beschriebenen Abwinklung des Handflügels kann man sicherlich höhere Schubwerte erreichen als ohne.
Dass die passive Abwinklung des Handflügels so viele aerodynamische Vorteile bietet, wurde mir erst jetzt (2021) bewusst. Die bautechnischen und experimentellen Anforderungen an die Abwinklung des Handflügels eines Ornithopters sind allerdings groß. Es ist zu prüfen, ob man die verschiedenen Aufgaben anderweitig lösen oder auf sie verzichten kann (z.B . durch Beschränkung auf den Reiseflug).
7.2 Schwenken der Handgelenkachse
-
- Schwenkwinkel κ (Kappa) der Handgelenkachse für einen automatischen Anstieg des Handflügel-Einstellwinkels bei der Abwinklung des Handflügels
Wenn man bei der Abwinklung die Achse des Handgelenks hinten nach innen
schwenkt, so erzielt man bei zunehmender Abwinklung einen automatischen Anstieg
des Einstellwinkels (siehe nebenstehende Zeichnung). Auf diese Weise ändert
sich der Einstellwinkel am Anfang und am Ende des Aufschlags selbsttätig
in die gewünschte Richtung. Dieser Einfluss auf den Einstellwinkel kann näherungsweise
eine Handflügelverwindung beim Aufschlag ersetzen oder zumindest ergänzen.
Während der Abwinklung des Handflügels vergrößert sich sein Einstell- bzw. Anstellwinkel. Wegen ansteigendem Auftrieb kommt die Abwinklung schon nach kurzer Aufschlagbewegung des Armflügels zum Stillstand. Je nach Schlaggeschwindigkeit ist das bei einer anderen Abwinklung der Fall. Auf diese Weise passt sich die maximale Größe der Abwinklung automatisch an die Schlagfrequenz an. Je höher die Schlagfrequenz, umso größer ist die Abwinklung.
Bei den Vögeln wird eine entsprechende, aber nur kleine Änderung des Anstellwinkels vom Armflügel gesteuert. Bei Erreichen der gestreckten Stellung des Armflügels wird der Anstellwinkel des ganzen Handflügels etwas kleiner und relativ unbeweglich (Gleitflugstellung). Verlässt der Armflügel seine gestreckte Stellung, wird der Anstellwinkel des ganzen Handflügels etwas größer und wieder flexibler. Von einer Änderung des Anstellwinkels vom Handflügel während der Abwinkelbewegung hat Karl Herzog 1968 nichts geschrieben.
Der Vogelflügel aus Papier von Karl Herzog zeigt einen vom Handgelenk nach hinten ausgehenden Federfächer. Bei der Abwinklung überbrückt dieser Fächer offensichtlich die unterschiedlichen Einstellwinkel der angrenzenden Flügelbereiche.
-
- Konzept für ein Schlagflügel-Handgelenk mit starke Abwinklung des
Handflügels,
für den Streckenflug
Neigt man die Achse des Handgelenks "vorne nach unten" (siehe nebenstehende Zeichnung), so wird bei der Abwinklung des Handflügels die Handflügelspitze etwas nach hinten geschwenkt, wenn auch nicht so weit wie bei den Vögeln (tip-reversal upstroke). Eine so kleine Schwenkbewegung nach hinten bewirkt auch nur eine entsprechend kleine Verstärkung der Schräganblasung in Richtung Flügelspitze (Vorteile der Schräganblasung siehe Auswirkungen Pkt.5. oben).
Ein Beispiel für einen Neigungs- und einen Schwenkwinkel der Handgelenkachse ist in der Konzeptzeichung dargestellt. Die optimale Größe dieser Winkel und ihre Kombinationsmöglichkeiten, müssen durch Versuche ermittelt werden. Erfahrungswerte gibt es dafür leider noch nicht.
-
- Wahrscheinlicher Schwenkwinkel der Handflügel-Abwinklungsachse am leicht gestreckten Vogelflügel.
Bei der Bestimmung des Schwenkwinkels der Handflügel-Abwinklungsachse
kann man sich am Schwenkwinkel bei Vögeln mit leicht gestrecktem Flügel
orientieren. Bei leicht gestrecktem Flügel, so wie in nebenstehendem Bild,
nehme ich an, dass die Knochen der Hand etwa senkrecht zur Abwinklungsachse stehen.
Denn Muskeln zur Verwindung oder Verdrehung des Handflügels sind kaum vorhanden
(siehe hierzu Anatomie eines Vogelflügels
und
Karl Herzog, S. 46). Es ist aber gut möglich,
dass sich, in Flugrichtung gesehen, die Lage der
Achse
im Knochenskelett
mit der Flügelstreckung und/oder der Abwinklung des Handflügels verändert.
Durch dem Schwenkwinkel erfolgt bei der Abwinklung des Handflügels eine kleine
Drehung um seine Längsachse. Dadurch wird der Anstellwinkel nahe dem Handgelenk
groß. An der Flügelspitze bleibt er aber noch negativ. Das ist genau
dass, was für der selbsttätigen Abwinklung erwünscht ist. Außerdem
stütz, in Längsrichtung des Flügels gesehen, der große Auftrieb
am Handgelenk den großen Auftrieb am Armflügel. Am Handflügel
ist also seine Drehung aerodynamisch vorteilhafter als seine Verwindung.
Beim Aufschlag mit kaum erkennbarer Abwinklung reicht für die Änderung des Einstellwinkels der elastische Bereich am Beginn der Abwinklung schon aus. Dort wird die Verwindung des Handflügels insbesondere durch die weitgehend miteinander verwachsenen Handknochen und durch Sehnen bestimmt.
Bei den bisher verwendeten Gelenkschlagflügeln hat
es sich als vorteilhaft erwiesen, auch die Verwindung des Armflügels durch
die passive Abwinklung des Handflügels zu steuern. In obiger Handgelenk-Konzeptzeichnung
wurde daher der rumpfnahe Teil des Handgelenks von obigem aeroelastisch
gesteuerten Gelenkschlagflügel in etwa übernommen (gemäß
Karl Herzog unterscheidet man auch beim Handgelenk
der Vögel zwei Teilgelenke, ein proximales Ulnacarpalgelenk und ein distales
Mediocarlpalgelenk). Die erforderliche Verwindung des Armflügels beim Auf-
und Abschlag wird dabei schon während einer kleinen Abwinklung des Handflügels,
im Nahbereich der gestreckten Flügelstellung vollständig ausgeführt
(siehe Klick-Bild oben und Flugbilder
vom Modell EV7a). Bei weiterer Abwinklung bleib
die Armflügelverwindung unverändert. Dieses Verhalten des Armflügels
hat bei der Auftriebsverlagerung Vorteile.
Die Bewegung des Federstabes sollte in der oberen Endlage blockiert werden. Andernfalls kommt es infolge des Trägheitsmoments des Handflügels zum Überschwingen des Anstellwinkels, wie beim Modell EV7a.
7.3 Bewegungsablauf von Arm- und Handflügel
Wenn sich der Flügel am Ende des Abschlags der untere Schlagendlage nähert, lässt die Auftriebskraft im äußeren Flügelteil nach. Auch die Massenträgheit des Handflügels unterstützt jetzt die Bewegung des Federstabes nach untenDabei vergrößert der Federstab den Anstellwinkel des Armflügels, zumindest nahe dem Handgelenk. Auf diese Weise übernimmt der Armflügel den Auftrieb vom Handflügel. Aber auch der Anstellwinkel des Handflügels ist in dieser Zeit mit angestiegen. In der unteren Schlagendlage liegt also kurzzeitig großer Auftrieb vor.
Auch bei den Vögeln wird bei Drehung der Flügelwurzel in der unteren Schlagendlage nicht nur der Anstellwinkel des Armflügels vergrößert, sondern damit auch der des Handflügels. Aber nur mit einer Drehung des Schlagflügels kann der Armflügel alleine den ganzen Auftrieb für den Aufschlag aufnehmen. Und nur bei großem Auftrieb des Armflügels werden die Vorteile einer Flügelabwinklung nach unten voll ausgeschöpft. Der große Auftrieb nahe der unteren Schlagendlage unterstützt die Umkehr der Schlagbewegung des ganzen Flügels.
Der in der unteren Endlage angestiegene Einstellwinkel des Handflügels wird
beim Aufschlag, im Laufe seiner Abwinklung sogar noch größer. Wegen
der sich ändernden Richtung der Anströmung gilt das aber nicht für
seinen Anstellwinkel. Längs des Handflügels wird sich bis zum Maximum
seiner Abwinklung ein Gleichgewicht zwischen gelenknahem, positiven Auftrieb und
negativem Auftrieb nahe der Flügelspitze einstellen. Das kann dann im Prinzip
so aussehen, wie im Beispiel eines gestreckten Handflügels (siehe Diagramm
von der Seite Flugprinzip). Nahe dem Handgelenk
ist aber sein Anstellwinkel immer noch vergrößert. Zusammen mit der
Winglet Wirkung des Handflügels kann damit im Armflügel ein größerer
Auftrieb zusammengehalten
und in Spannweitenmitte konzentriert werden als
ohne starke Abwinklung.
Erreicht der Armflügel die obere Endlage, bleibt sein Einstellwinkel am Handgelenk durch den Federstab zunächst noch groß. Ohne Schlagbewegung steigt damit sein Anstellwinkel. Nach der Aufschlagbewegung, womöglich mit Flügeldrehung zur Vergrößerung des Auftriebs in Spannweitenmitte, verlagert sich so der Auftrieb ein Stück nach außen. In der anschließenden Wartezeit, bis der Handflügel ausgestreckt ist, hat der Armflügel nahe dem Handgelenk also einen sehr großen Auftrieb (vergleiche mit der Animation vom Schwan). Das wird unterstützt durch die Winglet- oder Endscheibenwirkung des noch immer abgewinkelten Handflügels.
Der große Anstellwinkel am Handgelenk während der Wartezeit gilt natürlich auch für den Handflügel. Sein Schlagmoment nach oben wird durch Druckausgleich vom daneben liegenden, großen Auftrieb des Armflügels unterstützt.
Der Vorteil des großen Auftriebs in der oberen Schlagendlage ist die fehlende Windradfunktion mit ihrem negativen Schub. Sicher haben auch Vögel so eine Möglichkeit den Auftrieb beim Aufschlag zu vergrößern.
Anschließend erreicht auch der Handflügel die oberen Endlage bzw. die gestreckte Flügelstellung. Dort wachsen, wegen des am Handgelenk angestiegenen Anstellwinkels, sein Auftrieb und damit seine Kraft nach oben. Da nun der Federstab nachgibt, wird gleichzeitig der Einstellwinkel am Handgelenk kleiner. Dabei übernimmt der Handflügel Teile des Armflügelauftriebs. Das setzt sich fort, da der Anstellwinkel und damit der Auftrieb des Handflügels bei Beginn des Abschlags weiterwächst.
Bei diesem Handgelenk unterstützt also die Bewegungsabfolge der einzelnen Anstellwinkel von Arm- und Handflügel den Prozess der Auftriebsverlagerung. Außerdem verringert der Bewegungsablauf der beiden Flügelabschnitte in den Endlagen die mechanische Beanspruchung des Holms und der Antriebsmechanik. Das Trägheitsmoment der einzelnen Flügelabschnitte ist ja deutlich kleiner als das des ganzen Flügels. Eine gute Möglichkeit zur Kurvensteuerung des Modells bzw. zur Beeinflussung der Handflügel-Verwindung oder Drehung fehlt aber noch (Servo im Bereich des Handflügels).
8. Weiterführende Links
- Platilon U04, thermoplastische Polyurethanfolie:
https://solutions.covestro.com/de/marken/platilon
wähle Produktinformation Platilon U.pdf
oder
http://shop.gesundheitsbett24.de/WebRoot/Store/Shops/es110028_shop24/Categories/NewShopServices/datenblatt_pu.pdf